Mediation


Wenn zwei sich streiten, schlichtet der Dritte
Mediation kann Streithähne dazu bringen, sich wieder zuzuhören und zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen


Gewalt ist ein aktuelles Thema. Sie ist der (untaugliche) Versuch, Konflikte, also unterschiedliche Interessen, zu lösen. Machtkämpfe und Gewalt kennen nur die Alternative von Sieg oder Niederlage.
Die Mediation ist eine dritte Möglichkeit - sie strebt nach Lösungen, bei denen beide Seiten gewinnen.

Gewaltfreie Kommunikation

Die Methode, die dies ermöglicht, ist das Gespräch der Konfliktparteien miteinander. Das ist erstaunlich, denn daran leiden ja gerade beide „Streithähne", dass es entweder nichts mehr zu sagen gibt, weil der Streit gerade beim Reden immer weiter eskaliert ist, oder dass man beim besten Willen nicht mehr miteinander reden kann, oder es noch nie konnte.

Die Methode der Mediation hilft zum gemeinsamen Gespräch durch den unparteiischen Dritten, den Mediator. Er setzt einen Rahmen, in dem anders geredet wird, als dies die Gegner normalerweise tun. Er strukturiert das Problem um das es geht, fragt nach den Interessen beider Seiten, leitet dazu an, sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden, wird der Anwalt beider Seiten. Er achtet im Gespräch darauf, eine angestrebte Lösung konsequent zu verfolgen. Er arbeitet immer vertraulich.

Beide Seiten müssen wollen

Mediation fordert beiden Kontrahenten etwas ab, was sie vielleicht schon aufgegeben haben: den Willen beider, zu einer Lösung zu kommen. Die Zerstrittenen müssen gemeinsam und jeder für sich freiwillig und selbstbestimmt in die Mediation einwilligen. Sie müssen Ergebnisoffenheit und einen wertschätzenden Umgang akzeptieren. Beide müssen die Lösung wollen. Das ist dann bereits ein erster gemeinsamer Schritt, auf den weitere Vereinbarungen folgen können - immer freiwillig, selbstbestimmt und von beiden akzeptiert.

Ausreden dürfen

Der Mediator sichert beiden Kontrahenten im Gespräch etwas zu, was Sie ohne ihn nicht schaffen: Jeder darf ausreden. Und das Gespräch geht erst dann weiter, wenn alles gesagt ist und der andere verstanden hat, was gemeint ist. Keine schnelle Gegenrede, Zeit haben, das ist in der Mediation wichtig. Oft wiederholt der Mediator noch einmal mit seinen Worten die eigenen Ausführungen. Man fühlt sich verstanden und sieht die eigene Position in neuem Licht. Das kann es dann auch erträglich machen, der Position des Gegners zuzuhören, obwohl es doch so viele Einwände gäbe. Und vielleicht fällt neben den bekannten Verzerrungen dann auch ein Satz, der zu einer Lösung helfen könnte.

Interessen werden zu Lösungen

Zu ganz neuen Einsichten kommen beide Parteien, wenn sie nach ihren Interessen, Bedürfnissen und Wünschen befragt werden. Darüber haben Sie, trotz (oder wegen) des eskalierten Konflikts selten in Ruhe nachgedacht: Was will ich, was ist mir wirklich wichtig? Meist kreisen die Gedanken und Gefühle um Ansprüche und Positionen, die unumstößlich scheinen. Doch genau hier liegt der Schlüssel für eine gelingende Mediation. Aus den ausgesprochenen Interessen lassen sich gemeinsam Möglichkeiten entwickeln, aus denen die Lösung entstehen kann. Dabei traut der Mediator beiden Gegenüber zu, diese Möglichkeiten selbst zu entdecken.

Eine kleine Geschichte schildert diesen Vorgang sehr schön:
Zwei Köche streiten um die letzte Orange. Um den Streit gerecht zu schlichten, schlägt ein Richter vor, die Frucht in der Mitte durchzuschneiden. Der Mediator fragt zuerst nach den Interessen der beiden und erfährt, dass der eine Koch das Fruchtfleisch zum Garnieren braucht und der andere die Schale zum Backen. Es liegt auf der Hand, auf welche einvernehmliche Lösung sich die beiden Köche einigen werden.

Selbstbestimmte und verbindliche Lösungen

Der Mediator ist also kein Richter und auch kein „Problemlöser", eher ein „Anwalt für Zwei". Er hilft den gegnerischen Parteien, eigenverantwortlich eine Übereinkunft zu entwickeln, bei der beide gewinnen und die beide gemeinsam umsetzen können.
Eine Mediation die zu einer Lösung gekommen ist, schließt mit einer gemeinsamen, zukunftsorientierten, schriftlich festgehaltenen Vereinbarung, die beide Seiten unterschreiben. Sie ist (obwohl außergerichtlich erarbeitet) rechtsgültig und immer mit wesentlich weniger Kosten verbunden, als die juristischen Möglichkeiten, Konflikte zu regeln.
Ganz zu schweigen vom „Preis der Gewalt", den bei gewalttätigen Strategien nicht allein der Schwächere zahlen muss.

Vielfältige Anwendungsbereiche

Mediation ist sowohl in persönlichen Streitfällen als auch bei Gruppenkonflikten anwendbar.
Die Regelung von Ehe-, Trennungs- und Scheidungskonflikten ist ebenso mit Mediation möglich wie die Bereinigung von Nachbarschaftsstreitigkeiten, Familien - und Generationenkonflikten oder Mietauseinandersetzungen.
Konflikte im Team, am Arbeitsplatz, in Wirtschaft und Verwaltung, in der Schulklasse oder im Verein, in der Kirchgemeinde sind weitere mögliche Bereiche. Auch der Täter-Opfer-Ausgleich ist ein Feld für Mediation, so dass Einsicht an die Stelle von Strafe treten kann.
Im politischen Bereich können Konflikte verschiedener Interessengruppen, wie Bürgerinitiativen und Stadtverwaltungen durch Mediation einvernehmlich geregelt werden.